Hamfast der Abenteurer

 

 

 

„Ihr habt den Kreis der Verdächtigen auf alle eingeschränkt!“

 

„Nicht ganz. Die Orks fallen unter diesen Umständen aus“, konstatierte Celebrimbor mit toternster Miene.

 

„Daß die Orks nur Mittel zum Zweck waren, weiß ich selbst“, schnauzte Durin beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust.

 

„Vielleicht sollte unsere Frage anders lauten“, beendete Celeborn den aufkommenden Streit. „Weder, wer hat Interesse an diesen Gegenständen, noch wer hat einen Vorteil an einem gegenseitigen Abschlachten der freien Völker Mittelerdes mit letztendlicher Ausrottung der Naugrim, sondern: Wer besitzt die Fähigkeit, die Kobolde Gorthaurs zu einen und zu einem solchen Anschlag anzustiften. So ist unsere Auswahl bereits deutlich geringer.“

 

Ein langes zustimmendes Schweigen folgte dieser Ausführung des Elbenfürsten. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

 

Hamfast war erleichtert, die Aufmerksamkeit der Anwesenden von sich gelenkt zu sehen und beschloß, seinen erregten Magen mit einem Stück Dörrfleisch zu beruhigen. Während er auf dem lederharten aber sehr würzigen Streifen herumkaute, überlegte er angestrengt, ob er von so jemandem gehört hatte. Er kannte so einige bösartige Wesen. Kobolde, Wölfe - ganz furchteinflößende Raubtiere, die im Winter oft aus den Bergen kamen und sein Dorf auf der Suche nach Nahrung überfiehlen. Manchmal wilderten sogar ein paar schwarze Eichhörnchen in ihren Vorratskammern! Doch diese besaßen eindeutig keine Führungseigenschaften von der Art, wie sie hier gesucht wurden.

 

Es fielen einige Namen, die der Hobbit noch nie gehört hatte und sogleich wieder vergaß, weil die Diskutierenden sich schnell darüber einig waren, daß dieser oder jener nicht der Anstifter des Übels sein konnte. So verging der Nachmittag, die Sonne schickte sich an, hinter dem Nebelgebirge zu verschwinden und sandte lange, spitzgezackte Schatten über den Lagerplatz.

 

Celeborn erhob sich, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sinnend in den Sonnenuntergang. Dann neigte er den Kopf leicht zur Seite und ließ seine Augen langsam über das Gebirge wandern.

 

„Was ist mit jenem Menschenvolk hoch im Norden?“

 

Celebrimbor schnalzte mit der Zunge, und mit einer behenden Bewegung war er auf den Beinen und an der Seite des hochgewachsenen Elbenfürsten.

 

„Du meinst das Volk im Lande Angmar? Es waren ärmliche Normaden, bevor sie sich vor noch nicht langer Zeit dort niederließen, um Ackerbau und Viehwirtschaft zu betreiben. Hältst du sie zu solch einer Tat für fähig?“

 

Auch Galadriel war zu den beiden getreten, als wäre es hilfreich den Blick in Richtung der Lande deren zu lenken, über deren Bewohner es zu urteilen galt.

 

„Sie haben keinen echten Führer, soweit ich weiß“, überlegte sie, was sie bisher über diese Menschen vernommen hatte, „nur eine Art >Klanältesten<, als wäre das ganze Volk eine große Familie, was im weitesten Sinne vermutlich richtig ist.“

 

Celeborn nickte bestätigend. „Und erzählte uns nicht dein Neffe“, diese Bemerkung war an Celebrimbor gerichtet, „daß sie in höchstem Maße abergläubig sind und seltsame Bräuche hegen?“

 

„Du meinst, das macht sie verdächtig?“ runzelte Celebrimbor zweifelnd die Stirn.

 

„Zumindest zugänglich für jede Art von Magie oder Zauberkunst.“ Celeborn suchte nach dem Wort, daß seine Gemahlin gebraucht hatte und wedelte dabei ein wenig abschätzig mit der Hand vor seiner Brust. „Oder was auch immer zu einer solchen Illusion nötig ist“, fügte er dann hinzu.

 

„Es ist ein weiter Weg von Angmar bis nach Dol Guldur, nur um dort Verbündete zu werben, die zu solch einer Schandtat bereit sind“, warf der Noldo noch nicht überzeugt ein.

 

Celeborn ließ einen zustimmenden Laut hören. „Doch zugleich verwischt es die Spur des Diebes, sowohl für die ausgenutzten Verbündeten, als auch vor den Ausgeraubten. Hätten sie sich mit den Orks des Nebelgebirges zusammengetan, so hätten sie befüchten müssen, daß ihre Identität vor beiden nicht lange verborgen geblieben wäre.“ Er klang nicht wirklich überzeugt und wiegte unschlüssig den Kopf. Schließlich zog er die Lippen zu einem schwachen Lächeln. „Nicht daß es ihnen viel gebracht hat, wenn sie es denn tatsächlich waren.“

 

„Nicht viel gebracht?“ wiedersprach Durin rumpelnd. „Die Zeit, die wir auf der Suche hier im Osten verschwendet haben, hat es ihnen gebracht! Wer kann ahnen, was sie inzwischen mit unseren wertvollen Schätzen angerichtet haben!“

 

Mit einem sanften Lächeln wandte Galadriel sich zu dem aufgebrachten Zwergenkönig um. „Seid ohne Sorge, Herr von Hadhodrond. Bisher sitzen wir friedlich beieinander und noch niemand ist außer mit Worten über den anderen hergefallen. Wie auch immer sie beabsichtigen, den Frieden mit Hilfe dieser Artefakte zu zerstören, sie haben noch nicht damit begonnen.“

 

„Wie könnt Ihr Euch da so sicher sein?“ wandte Celebrimbor ein. „Heißt es der Legende nach nicht, daß derjenige, der den Hammer besitzt, das Volk der Zwerge zerstören wird? Wer sagt uns, daß er nicht bereits eine Armee um sich sammelt oder zumindest die dunklen Kreaturen anstachelt, selbiges zu tun?“

 

Doch Galadriel blieb unbeirrt. „Ich glaube nicht, daß die Worte so zu verstehen sind. Jetzt nicht mehr.“ Sie kehrte an ihren Platz zurück und ließ sich anmutig auf dem weichen Polster nieder. „Ich denke, die Zerstörung, von der die Legende spricht, kommt aus dem Innern heraus. >Mit Hilfe des Hammers<, heißt es da. Es gibt keinen Hinweis darauf, wie dies vonstatten gehen wird, und ob tatsächlich ein offener Krieg gemeint ist.“ Ein erkennendes Raunen ging durch die Schar der Anwesenden.

 

Der Blick der Elbenfürstin war in weite Ferne gerichtet. Still und aufrecht saß sie so für eine lange Weile als lauschte sie auf etwas, das nur für Ihre Ohren hörbar war, und ihre Gedanken verweilten an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit, wie es schien. Als ihr Geist in die Gegenwart zurückkehrte, klang ihre Stimme auf seltsame Weise verändert. Leise. Fast zu einem Flüstern gesenkt. So, als wäre sie noch nicht vollständig aus einem Traum erwacht und spräche zu sich selbst. „Nicht offener Krieg ist es, den wir zu fürchten haben, das sagt mir mein Gefühl.“

 

„Aber ist es nicht offener Krieg, der einem jeden, der von der Legende hört als erstes in den Sinn kommen muß? Ist nicht zu erwarten, daß es genau dies ist, was der Dieb beabsichtigt? Es gibt in Mittelerde genug böse Menschen, Kreaturen, selbst Tiere, die er um sich scharen könnte“, wagte Celeborn vorsichtig einzuwenden, als widerspräche er seiner Gemahlin nur ungern, wenn diese so überzeugt von ihrer Eingebung gesprochen hatte. „Und sagtest du nicht selbst es wäre gleichgültig, ob jene Voraussage der Wahrheit entspräche, wenn der Glaube daran nur groß genug wäre?“

 

Galadriel wiegte den Kopf und lächelte sanft. „Wir werden sehen“, räumte sie dann ein, griff mit einer liebevollen Geste nach der Hand ihres Mannes, um dann den Zwergenkönig mit fester Stimme zu beruhigen: „Doch selbst dann stellt niemand innerhalb weniger Tage eine ganze Arme auf. Und falls Ihr Euch sorgt, daß Eure Schätze in irgendeiner Weise Schaden nehmen könnten... Belegol selbst hat sie geschmiedet! Und das Metall des Hammers stammte nicht von dieser Welt. Glaubt Ihr tatsächlich, ein Mensch - oder Ork - wäre imstande, diese Arthefakte zu zerstören? Und wozu sollte er es auch nur versuchen? Er will sie gebrauchen, oder zumindest sich an ihrem Anblick erfreuen“, fügte sie mit einem gewinnenden Lächeln zu Hamfast hinzu.

 

Der kleine Mann errötete bis hinter beide Ohren und wandte sich verlegen ab, während er etwas wie „Zeit für das Abendmahl“ in seinen Bart murmelte.

 

Celebrimbor stand noch immer von ferne und schüttelte wenig überzeugt den Kopf, während er die Arme vor der Brust verschränkt hielt und die Augenbrauen grübelnd zusammengezogen hatte.

 

„Etwas stimmt hier nicht. Der Illusionszauber mag von schlichter Art gewesen sein, da wage ich Euch nicht zu widersprechen, Herrin Galadriel. Aber ich habe in der Waffenkammer ganz klar eine dunkle Präsenz gespürt, die nur von einem mächtigen Wesen stammen kann!“

 

Hamfast hatte sich bereits an der Feuerstelle zu schaffen gemacht, als ihm etwas einfiel. Den Scheit achtlos fallen lassend, lief er hurtig die wenigen Schritte zu der kleinen Versammlung zurück und räusperte sich wie jemand, der um die Erlaubnis zu sprechen bittet. Da alle seine plötzliche Aufregung bemerkt hatten, und alle ihn deshalb fragend anblickten, deutete er dies als Zustimmung und fragte sogleich, deutlich besorgt:

 

„Dieses Angmar, liegt jenseits des Nebelgebirges hoch im Norden?“ vergewisserte er sich nochmals des Gehörten. „Doch nicht etwa in der Nähe der Wälder des Eryn Torog? Ihr müßt nämlich wissen, daß meine Freunde in diesen Wäldern leben. Ihnen wird doch hoffentlich kein Leid geschehen? Ich meine, wenn diese bösen Menschen sich tatsächlich zum Krieg rüsten sollten, würden sie dann nicht zuallererst gegen das in ihrer Nähe lebende Elbenvolk ziehen? Ich weiß ja, der Hammer soll gegen die Zwerge geschwungen werden“, hier machte er eine weitausladende Geste wie zum Holzhacken, „aber Ihr sagtet selbst, daß die Elben den Zwergen beistehen würden, und das sagen sich diese Menschen vielleicht auch, und dann wollen sie vielleicht keine Elben im Rücken haben, wenn sie nach Eregion ziehen, und deshalb kämen sie vielleicht auf den Gedanken, zuerst meine Freunde zu erschlagen!“ sprudelte er wie ein Wasserfall hervor.

 

Eine ganze Weile lang sagte niemand ein Wort. Alle starrten mit großen Augen und teilweise offenen Mündern das aufgeregt herumfuchtelnde Kerlchen an, und wunderten sich über seine Auffassungsgabe und sein schnelles Redetalent. Er hatte natürlich recht mit seiner Befürchtung. Doch nicht einmal Celeborn war so undiplomatisch, ihm das zu sagen. Statt dessen zog er es vor zu schweigen und hoffte, seine Gemahlin würde ein paar beruhigende Worte für den kleinen Mann finden.

 

Diese schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das ihm augenblicklich neue Zuversicht vermittelte.

 

„Laßt Euch das Herz nicht schwer werden, Herr Hamfast. Ich kenne jenes Elbenvolk, von dem Ihr sprecht. Ihre Heime liegen gut vor den Augen aller bösen Kreaturen verborgen hoch oben in den Wipfeln der starken Bäume. Sie vermögen es wie kaum jemand, sich unfreundlichen Blicken zu entziehen, und sie weihen nur wenige in ihre Geheimnisse ein. Ich glaube nicht, daß die Menschen des Norden sich überhaupt ihrer Anwesenheit bewußt sind.“

 

Mit einem platzenden Laut ließ Hamfast die angehaltene Luft durch die aufeinandergepreßten Lippen entweichen. Tief atmete er durch, daß sein rundes Bäuchlein sich deutlich hob und senkte. Die Farbe kehrte in sein pausbäckiges Gesicht zurück und er strahlte von einem Ohrläppchen zum anderen.

 

„Wenn das so ist, ist jetzt wirklich Zeit für das Abendmahl“, freute er sich und begab sich wieder an die unterbrochene Arbeit.

 

„Eine dunkle Präsenz, hm?“ brummte Durin, den vorherigen Gesprächsfaden wieder aufnehmend. „Heißt das wir sind wieder da angekommen, wo unsere Überlegungen begonnen haben?“

 

Alle schauten betreten drein. Allein die Herrin Galadriel wirkte zuversichtlich, doch auch sie hatte keine Erklärung für das, was sie soeben erst erfahren hatte.

 

„Verzeiht“, entschuldigte Celebrimbor sein bisheriges Schweigen, „solange wir Gorthaur mit den Ereignissen in Verbindung brachten, sah ich keinen Grund, dies zu erwähnen. Danach war es mir für den Moment entfallen.“

 

„Ich habe deine Entdeckung in der Schatzkammer ebenfalls nicht in unsere Überlegungen mit einbezogen“, beruhigte Celeborn ihn, und Durin, der Zeuge der ganzen Sache gewesen war, hatte ihr ohnehin nicht viel Wert beigemessen, was er nun mit einem leicht verächtlich grunzenden Laut kundgab.

 

„Ist es nicht möglich, daß das, was du empfunden hast, von den geraubten Gegenständen selbst ausgegangen ist?“ erkundigte Celeborn sich, doch Celebrimbor schüttelte bereits den Kopf, bevor der Elbenfürst den Satz ganz beendet hatte.

 

„Diese Gegenstände wurden von Belegol geschmiedet. Kein Arg ist in ihnen!“

 

„Dann wurde sie vielleicht durch den Diebstahl erzeugt und die Prophezeihung die dadurch ihren Anfang nahm?“ ließ der silberhaarige Elb nicht locker.

 

Galadriel wiegte zweifelnd den Kopf. „Ich habe eine Ahnung von dem, was er empfunden hat. Wir Noldor sind empfänglicher für die geistigen Ebenen dieser Welt. Und Celebrimbor hat recht wenn er behauptet, daß Aules Werke niemals eine Bedrohung solcher Art verkünden würden, selbst wenn ihr Verlust das Ende der Naugrim bedeutete. Und wir haben erfahren, daß dies nicht einmal sicher ist.“

 

„Gut.“ Celeborn wirkte entschlossen. Beherzt blickte in die Runde. „Wer sonst in Mittelerde würde ein solches Unbehagen in deinem Herzen hervorrufen, mein Freund?“

 

Celebrimbor überlegte kurz. „Niemand. Keiner, der noch in den Ennorath weilt. Obwohl...“ Sein Blick glitt nach Osten. „Erinnert ihr euch an die Nachrichten, die unsere Boten aus König Thranduils Reich überbrachten?“

 

Die Elben sahen sich nicht genötigt, auf diese für sie rein rhetorische Frage zu antworten. Doch die Zwerge blickten einander fragend an und Durin schnaufte, als eine weitere Erklärung ihm gar zu lange ausblieb, mißbilligend durch die Nase. Als diese Geste seines Unmuts keinen Effekt erzielte, knurrte er bissig: „Nun? Was mag das für eine Botschaft gewesen sein? Sprich, Elb!“ In seiner Ungeduld zückte er seine schwere Streitaxt, wie um seinen Worten mehr Nachdruck und Dringlichkeit zu verleihen.

 

„Verzeiht, Herr Durin.“ Wieder war es Galadriel, die den Zwergenherrscher mit ihrer charmanten Art zu beruhigen wußte. Allein diese wenigen Worten genügten, Durin zu einem versöhnlichen Brummen zu bewegen und ihn seine Axt sinken zu lassen.

 

„Uns wurde gesagt, die schwarzen Spinnen, die seit Jahrhunderten vereinzelt in Eryn Galen leben, hätten sich in den letzten Jahren schlagartig vermehrt. Doch ist es nicht dies, was uns Kummer bereitet. Günstige Umstände natürlicher Art mögen der Grund hierfür sein. Es heißt jedoch, die neue Brut sei größer, stärker und mordlüsterner als ihre älteren Verwandten. Auch würde sich eine unnatürliche Dunkelheit um sie ausbreiten, wohin auch immer sie gehen.“

 

Durin nickte verstehend. Hamfast dachte mit einem leichten Schaudern an seine Erlebnisse vor einiger Zeit. Ob es diese Dunkelheit war, von der die Herrin da sprach, die ihn und seine Gefährten damals umgeben hatte? Das würde bedeuten, daß sich diese großen Spinnen ganz in ihrer Nähe befunden hätten, vielleicht überall um sie herum. Hamfast hatte zwar keine Vorstellung davon, wie groß er sich diese Untiere denken mußte, doch war er ganz sicher, daß die Elben nicht so ein Aufhebens darum machen würden, wären sie nur um ein weniges fetter als die Spinnen zuhause in Breth.

 

Galadriel spitzte die Lippen. „Die Ursache für dieses Phänomen gilt es noch zu ergründen. Aber ich glaube zu verstehen, worauf Ihr hinaus wollt.“

 

Spinnen? Hamfast zog in Ungedanken seinen Hut vom Kopf und blickte sinnend in das knisternde Feuer. Er zog seine Stirn in Falten und kratzte sich hinter dem linken Ohr. Waren das die vernunftbegabten Wesen, die in der Lage sein sollten, eine Orkhorde zu führen? Das erschien ihm unwahrscheinlich. Aber was wußte er schließlich über diese Biester! Mit einem Schulterzucken setzte er den Hut wieder auf, kniete nieder und schob ein Holzscheit zurecht.

 

„Man sagt, sie habe sich damals in die Ered Gorgoroth zurückgezogen und schließlich vor übergroßem Hunger selbst verschlungen. Ihre Brut sei mit Beleriand untergegangen“, wandte Celeborn nachdenklich ein. „Du denkst, es konnte jemand entkommen?“

 

Galadriel und Celebrimbor nickten synchron, und Durin rang erneut die Hände, diesmal jedoch ohne dabei seine Axt zu erheben. „Elben“, er spuckte dieses Wort förmlich aus, wurde jedoch sogleich sanfter, als seine Augen von Galadriels Lächeln eingefangen wurden.

 

„Wir sprechen von einem furchtbaren Monster“, sagte sie leise, so als getraute sie sich nicht, ein lautes Wort über diesen Schrecken auszusprechen. „Ein Dämon in Spinnengestalt. Einst schmiedete sie ein Bündnis mit dem Dunklen Feind. Doch das ist lange her.“ Sie wischte mit ihrer schlanken Hand über die Stirn, wie um böse Erinnerungen zu verscheuchen.

 

„Ihr sprecht von Ungoliant“, dröhnte Durin, froh darüber, nun wieder dem Gesprächsfaden folgen zu können, und ohne Rücksicht auf die Lautstärke seiner Worte.

 

Die Elben zuckten bei der Nennung dieses Namens sichtlich zusammen. Es war, als wäre ein dunkler Schatten über sie alle hinweggeschwebt. Sie verzogen schmerzlich ihre Gesichter und schüttelten die Köpfe über so viel Respektlosigkeit.

 

Hamfast blickte von seinem Feuer auf. Ein Dämon in Spinnengestalt? Er blinzelte heftig, als ihm der Rauch in Nase und Augen stieg. Davon hatte er noch nie gehört. Auch dieses Beleriand kannte er nicht. Was nicht wirklich verwunderlich war, war es doch vor so vielen Jahren untergegangen, daß nicht einmal die ausgeprägte Ahnenforschung der Hobbits bis in diese Zeit zurückreichte.

 

Ergeben wandte er seine Aufmerksamkeit von der Beratung ab und der Aufgabe zu, die er besser zu versehen wußte. In den gereinigten Eisentopf, den er bereits für das Mittagsmahl gebraucht hatte, und der als einziges zur Verfügung stehendes Kochutensil groß genug für seine Aufgabe war, schüttete er aus einem grob gewobenen Sack eine ordentliche Portion Haferschrot, fügte dann etwas Wasser hinzu und griff ein paarmal in einen Beutel, in dem er diverse kleine Säckchen mit Backzutaten verwahrte. Dann krempelte er sich die Ärmel bis zu den Ellenbogen hinauf, klemmte sich konzentriert die Zunge zwischen die Zähne und begann hingebungsvoll mit beiden Händen seinen Teig zu kneten.

 

 

~*~

 

 

 

zurück     weiter

 

 

Hauptseite

 

---