1. Aus
greulich wird gräulich – wie greulich...
Tja, da hat
sich wohl irgend so ein ganz gescheiter Kopf gedacht: „greulich“ kommt von
„Grauen“, also sollte man das konsequenterweise mit „ä-u“ schreiben.
Dabei ist
diesem Menschen aber scheinbar völlig entgangen, daß es „gräulich“ bereits
gibt. Als Charakterisierung eines Farbtons nämlich, wie uns allen wohlbekannt
ist.
Da dieses
„gräulich“ aber von „grau“ kommt, sollte es selbstverständlich ebenfalls und
weiterhin mit „ä-u“ geschrieben werden.
Wird es
auch. Wäre ja total bescheuert, das nach „e-u“ zu ändern...
Da wir
aber „greulich“ nun zu „gräulich“ modernisiert haben und niemand sich die Mühe
machen will, diesen Patzer zu korrigieren, existieren jetzt zwei
"gräulich" mit gleicher Rechtschreibung und unterschiedlicher
Bedeutung.
Und das
ist der Grund, weshalb wir nicht mehr wissen, ob wir da von der Dame mit dem
gräulichen oder dem greulichen Pullover lesen.
Kein
Problem meint ihr? Das erschließt sich aus dem Zusammenhang?
Von
wegen!
Es müßte
schon der graumelierte oder der scheußliche Pullover sein, denn sonst bleibt
der Pullover immer gräulich...
Es lebe die alte Rechtschreibung!
~*~
2. Hast du die
Hand voll Nüsse – oder nur eine Handvoll Nüsse?
Nun,
früher war das einfach. Man hatte eine Handvoll Nüsse – vorzugsweise in der Hand.
Eine nicht genaue, aber dennoch recht klare Mengenangabe. Man konnte diese
Handvoll Nüsse legen wohin man wollte, es blieben immer eine Handvoll Nüsse.
Heute ist
das etwas komplizierter. Denn heute hat man eine Hand voll Nüsse!
Was
passiert nun damit, wenn ich die Nüsse auf dem Tisch ablege? Streng genommen
ist meine Hand dann nämlich leer!
Und was
liegt dann auf dem Tisch? Die Hand voll nicht, es sei denn man legt die Hand
dazu.
Aber
sonst haben wir auf dem Tisch jetzt eine völlig unbenennbare Menge von Nüssen.
Fazit:
Heutzutage kann man zwar die Hand voll Nüsse haben, aber diese nur noch auf den
Tisch leeren...
~*~
3. Heute schon einer Hand voll
Autofahrern begegnet?
Natürlich
nicht. Denn da passen die gar nicht rein. Und einer so gefüllten Hand zu
begegnen würde auch irgendwie seltsam aussehen, findet ihr nicht?!
Ja, es
nicht ganz einfach mit der neuen Rechtschreibung. Doch wirklich problematisch
wird es erst bei abstrakten Dingen.
So kann
ich mir heute keine Hand voll Youtube-Videos mehr ansehen. Ich müßte dann
nämlich meine Hand voll davon aus dem Weltweiten Netz sammeln.
Ihr merkt selbst, spätestens hier
wird die Sache lächerlich...
~*~
4. Die Sache
mit dem Dialekt
Einfacher
und sinnvoller sollte sie werden, die neue deutsche Rechtschreibung.
Und
tatsächlich! Es gibt eine Regel, die diese Forderung erfüllt. Eine einzige?
Nun, ich lasse mich gerne eines besseren belehren.
Ich meine
die neue Anwendung von „ss“ und „ß“. Die scheint doch wirklich einfach zu sein.
Man braucht sich nur an der Aussprache zu orientieren. Das macht Sinn.
Doch...
Wie bereits David Adams feststellte, sollte man niemals den Einfallsreichtum
eines kompletten Idioten unterschätzen...
Denn
irrwitzigerweise ist gerade diese so simple und einleuchtende Regel jene, die
am häufigsten falsch angewendet wird!
Woran mag
das liegen? Sind wir wirklich von lauter Trotteln umgeben?
Dies will
ich dann doch nicht annehmen!
Oder
könnte es einen anderen Grund für diese komplette Verwirrung geben?
Könnte es
vielleicht an der dialektbedingten Aussprache liegen, wodurch die Schreibweise
sich nun nicht mehr der Norm, sondern dem Individuum anpaßt? Und ist die
Rechtschreibung dann überhaupt noch als falsch anzusehen? Drückt sie nicht
vielmehr die Persönlichkeit des Schreibers aus? Darf sie das - variabel sein?
Anpassungsfähig?
Ist das
nicht eine großartige Vorstellung? Zukünftig darf ich selbst entscheiden, ob
ich nun „Spass“ haben möchte oder einfach nur „Spaß“!
Und das
tollste daran: Man kann einfach gar nichts mehr falsch schreiben!
Tja, da
haben sich die Damen und Herren Reformatoren wirklich selbst übertroffen. Daß
Rechtschreibung so leicht sein kann, damit haben wohl selbst sie nicht
gerechnet.
Hallelujah!
~*~
wird
fortgesetzt